Blumen

Es ist wieder etwas kühler geworden, dafür scheint die Sonne und die Menschen verlassen ihre Wohnungen etwas schwungvoller als noch vor ein paar Tagen. Während meines Erledigungsrundganges komme ich am Blumenladen vorbei. Es gibt die ersten Osterglocken, als Schnittblumen oder im Topf. Ich überlege, ob der Blumenladen einen Namen hat, so wie ein Frisörladen oder ein Restaurant. Über dem Ladeneingang prangt nur eine Leuchtreklame mit dem eindeutigen Wort „Blumen“ und nachts erhellt sie mit ihrem DDR-Look die Kreuzung, verwandelt bei halb zugekniffenen Augen den Ort in ein Filmset einer Serie, die in den 80er Jahren der DDR spielt. „Blumen“ also. Google verrät, dass der Laden tatsächlich nur „Blumen“ heißt, während andere Floristen ihren Läden durchaus ähnlich charmante Namen geben, wie es zuweilen Frisöre tun. Mein Rundgang führt mich noch zu meinem Lieblingsspätverkauf über dessen Eingang in modernen Lettern „Lebensmittel“ steht. Das ist meine Hood – Blumen, Lebensmittel und Briefmarken (na gut, inzwischen Briefmarkenweine). Als ich vor über zehn Jahren hierher gezogen bin, hatte ich das Gefühl, in einem fremden Kosmos voller glänzender Fassaden angekommen zu sein. Nur flüchtig erinnerte mich einiges davon an „früher“, die Fleischereien zum Beispiel, bei denen wir in den 80ern manchmal halt gemacht haben und die es genauso immer noch gibt. Inzwischen hat sich über das unvertraute Gefühl wieder ein vertrautes Ost-Gefühl gelegt. Die alten Leute in meinen Haus, die Ärzte, die ich aufsuche, die „jungen“ Ost-Berlinerinnen, die ich hier kennengelernt habe, haben diesen Lebensabschnitt mitgeprägt und mir ein neues Heimatgefühl vermittelt, welches mir zum einen vertraut und zum anderen neu ist. Vielleicht bin ich aber auch erst die letzten zehn Jahre richtig Berlinerin geworden.

Der Februar ist immer gut getaktet mit allerlei Familienfeiern und Verabredungen hier und da. Ob ich älter geworden bin? Klar, wer nicht … Ich habe eine eigenartige Phase hinter mir, die nun, wie es mir scheint, ihr Ende genommen hat. Der Satz oder Gedanke bringt mich zum Lachen. Welche Phase in meinem Leben war denn bitte nicht eigenartig? Ich möchte den Phasen lieber Tiernamen geben, vorangestellt eine Farbe. Dann könnte man das Leben in die „blaue Eichhörnchenphase“, die „silberne Mausphase“ oder den „grünen Leoparden“ unterteilen und könnte später mit einer Therapeutin darüber diskutieren, ob es wiederkehrende Muster in der Eichhörnchenphase und in der Mausphase gab.

Ich finde es noch zu früh für Narzissen, aber das war auch schon letztes Jahr so.