Pete war ein Streuner, ein Herumtreiber der funkelsten Sorte. In seinen Hochzeiten saß er mit Freunden am Marktplatz um einen umgekippten Einkaufswagen unter dem ein Feuer loderte und darüber wurden Stadttauben gegrillt. Kranke, halbblinde Stadttauben. Pete aß die kleinen Fleischteilchen mit Genuss, wischte sich die Finger an den Hosenbeinen ab, nahm einen Schluck Bier und lachte über einen halb schon verwehten Scherz. Das Echo seines Lachens verhallte am Eingang zu einem Juweliergeschäft und niemand wurde krank von den Tauben. Am nächsten Morgen sah die Stadt nur einen verkohlten Einkaufswagen und keiner ahnte, was in der Nacht zuvor geschehen war. Pete wusste sich zu verteidigen, kannte die wichtigsten Griffe sämtlicher Kampfsportarten und zwei, drei Möglichkeiten, einen Menschen ohne großen Aufhebens umzubringen. Dazu kam es aber selten, außer im Haus in der Wachower drei gab es mal wieder Streit, wer wem das Geld oder das Pep geklaut hatte.
Pete begann für ein paar Musikmagazine zu schreiben. Es gab lobende Worte aus der Redaktion und von Freunden. Sein Wortschatz war ein Ungetüm aus tausenden von Romanen, die er seit der Kindheit verschlungen hatte. Die Worte entsprachen nicht immer seinen aktuellen Gefühlen, aber sie fügten sich gut zueinander. Wenn er nervös wurde, zählte er seine Finger, die Straßenlaternen oder die vorüberziehenden Autos. Bei acht hörte er immer auf und begann wieder von vorn. Der Tick ließ mit den Jahren nach, aber er ging nie ganz weg.
Marie war seine große Jugendliebe gewesen und dann gab es diesen Punkt, wo sich nichts mehr umkehren ließ, er vor dem Haus ihres Vaters stand und die zwei, drei Möglichkeiten des Tötens noch Fantasie waren, aber der Wille es zu tun beinah unumkehrbar war. Griffe, die man sich in Fernsehkrimis abschaut, da ist noch nichts Reales in der Welt. Wut aus Romanen abgeschaut, da ist noch nichts Reales in der Welt. Es sein lassen war dann die erste Realität. Die Wut ließ niemals nach, die Griffe wurden eingeübt, jederzeit anwendbar, aber die Gelegenheiten, einen Vater aus der Welt zu schaffen wurden selten.
Pete wirst du in jeder größeren Stadt finden. Er studiert noch oder hat inzwischen fertig studiert. Er ist Journalist, Wissenschaftler oder arbeitet in einem Startup. Pete könnte verheiratet sein, aber vermutlich hat er eher eine Lebensgefährtin oder er ist Single, einsamer Wolf oder gut vernetzt, trifft pausenlos Frauen samt ihrer abwesenden Väter, die er niemals wird umbringen können.